Über 20.000 km auf Schuster´s Rappen – Die 8ème marschiert durch Europa !

Ein Voltigeur der 8ème auf dem Marsch im Frühjahrsfeldzug von 1814

Die 8ème de Ligne war eines der Regimenter, welches nicht am unglückseligen Russlandfeldzug von 1812 teilgenommen hat. Es nahm am harten Feldzug in Spanien teil, der auch unter dem Peninsularkrieg (Halbinselkrieg) bekannt ist.  Die Marschleistungen der 8ème waren mehr als beachtlich. So hat es in den Jahren von 1792 bis 1815 eine Distanz von ca. 20.908 km absolviert! Dies ist jedoch nur ein grobe Schätzung, wahrscheinlich waren diese viel größer.

Allein in Spanien, wo das Regiment an die 5 Jahre ständig im Kriegseinsatz (In Spanien herrschte von 1808 bis Anfang 1814 ununterbrochen Krieg) war, müssen unheimlich viele Kilometer zusammengekommen sein.  Wie viele es schätzungsweise waren, lässt sich allein schon wegen der ständigen Einsätze gegen die spanische Guerilla nur schwer in Erfahrung bringen.

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Wir sind deshalb von den Orten der Gefechte, Schlachten und anderweitigen Aufenthalten, die in Tagebüchern und Rapporten der Armee  erwähnt worden sind, ausgegangen. Dazu haben wir bei den uns bisher bekannten Offizieren ebenfalls nachgesehen.  Sehr hilfreich war das Kriegstagebuch von Vigo-Roussillon, der von 1808-1811 Chef vom 2. Bataillon der 8ème war. Allein der Marsch von Paris nach Bayonne an der spanischen Grenze betrug 722 km. Die Marschleistung der französischen Infanterie betrug zwischen 30-40 km am Tag!

Füsilier der 8ème de Ligne um 1809/1810.

Besonders aufgefallen ist uns aber der Offizier Lieutenant Jacques Philippe Baillet. Mit 17 Jahren ist er bei der 8ème de Ligne am 25. September 1792 als gemeiner Soldat eingetreten. Er hat an allen Gefechten und Schlachten in den Feldzügen von 1805-1807 (Österreich und Preußen) und 1808-1813 (Spanien) teilgenommen. Dabei hat er den unglückseligen Rückzug von der Aufhebung der Belagerung von Cádiz bis an die spanische Grenze und sogar noch den Frühjahrsfeldzug 1814 in Frankreich mitgemacht. Und das alles zu Fuß! Eine unglaubliche Leistung. Selbst am letzten Feldzug Napoleons 1815 hat er teilgenommen.

Um sich ein Bild über die Marschleistungen der 8ème de Ligne zu machen, haben wir eine Karte von Europa angefertigt. Hier sind die Orte von Schlachten angegeben sowie auch Unterkünfte, wie etwa Berlin, wo sich das Regiment längere Zeit aufhielt. Der Depotstandort der 8ème ist ebenfalls eingetragen.

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Karte über die Märsche der 8ème, die zwischen den Jahren von 1792 bis 1815 erfolgten. Die Schlachten, an denen die 8ème beteiligt war, sind angegeben. Die Gefechte und Scharmützel wurden weitestgehend ausgelassen. Die Karte wäre ansonsten unübersichtlich und damit nicht gut in diesem Maßstab lesbar gewesen. Die rote gekennzeichnete Linie markiert den längsten Marsch (mit Unterbrechungen) der 8ème. Sie führt von Tilsit (1807) bis nach Càdiz (1810). Diese Route hat eine Strecke von rund 3.400 km!

Dazu eine kleine Marschübersicht des 1. französischen Armeekorps unter Marschall Bernadotte in den Monaten November und Dezember 1806 (Das 1. Armeekorps Bernadotte hatte die Stadt Ansbach vom 23/24. Februar 1806 bis 30. September 1806 mit ca. 37.000-40.000 Mann besetzt – darunter war auch die 8ème):

 Datum  1. Armeekorps Bernadotte
   5. November 1806  Lübeck
18. November 1806  Lübeck
 27. Nevember 1806  Berlin
 28. November 1806  Lichtenberg, Marzahn, Berlin
 29. November 1806  Lichtenow, Hersfeld, Berlin
 30. November 1806  Heinersdorf, Müncheberg, Lichtenow, Hersfeld
    1. Dezember 1806  Müncheberg, Frankfurt, Reppen (Rzepin)
    2. Dezember 1806  Reppen (Rzepin), Frankfurt
    4. Dezember  1806  Zielenzig, Schermeitzel, Heinersdorf
    5. Dezember 1806  Mesertiz, Schillen, Betsche
    6. Dezember 1806  Linde, Lewitz, Pinne
    7. Dezember 1806  Bithin, Podrfbewice, Nomionek, Mlodawko
    8. Dezember 1806  Schwersentz, Odornik, Goslina
    9. Dezember 1806  Budwitz, Exin Mongrowiec
 16. Dezember  1806  Marsch auf Thorn
 18. Dezember 1806  Thorn, Podgorze
 19. Dezember 1806  Thorn, Obrowo
 20. Dezember 1806  Gollub, Thorn
 21. Dezember 1806  Rypiu, Thorn
 23. Dezember 1806  Biezun und halbwegs von Rypiu dahin
 24. Dezember 1806  Biezun. General Dupont vorwärts
 25. Dezember 1806  Chamsk, Dembök, Biezun
 27. Dezember 1806  Im Marsch auf Mlawa

Dank des Herrn Richard Schmidt, Kreisheimatpfleger aus Ansbach, sind einige interessante Informationen über die Besetzung der Stadt Ansbach ans Tageslicht gekommen. Hier wird auch das maßlose Verhalten einiger Generäle des 1. Armeekorps Bernadottes während der Besetzung beschrieben. Sehr hilfreich war die Quelle „Marschall Bernadotte in Ansbach – Französische Militärregierung 1806“ von Hermann Dallhammer (Staatliche Bibliothek Ansbach).  Wir zitieren:

Napoleons Befehl war unbarmherzig, klar:  Die Armee hat sich aus  d e m L a n d  z u e r n ä h r e n, wohin sie beordert ist. Zuschuss aus dem Heimatland Frankreich gibt es nicht. Auch unter sehr korrekten Kommandeuren  gibt es viel Not und himmelschreiendes Unrecht an der Zivilbevölkerung, weil nicht alle Übergriffe zu verhindern sind. Die Bestie Mensch lebt sich aus, wenn sie sich unbeobachtet glaubt oder gar als Vertreter eines gerechten Krieges Forderungen stellt. Halten wir uns aber an beweisbare Fakten:  Ansbach zählte 1806 knapp 12 000 Einwohner-  weniger als bei der letzten Volkszählung unter Markgraf Alexander 1783. Mit dem Übergang an Preussen hatte man die ehemalige Resi­ denzstadt zur Provinzstadt herabgestuft. Trotzdem strömten bald französische emign?es und Flüchtlinge aus den von Revo­ lutionstruppen besetzten linksrheinischen Gebieten in die Stadt an der Rezat- nach und nach wurden es mehr als 2 000. Unter ihnen befand sich auch der Herr der Lande Pfalz- Zweibrücken-Birkenfeld, der Wirtelsbacher Maximilian Joseph, der 1806 bayerischer König wurde. Während  seiner Zeit als politischer Flüchtling in Ansbach entstand 1796 das von Graf Montgelas ausgearbeitete Ansbacher Memoire, das später die Grundlage zur ersten bayerischen Verfassung wurde.

Für die Einwohner ist der Einmarsch Bernadottes am 24. Februar ein Schock. Zunächst strömt eine Unmasse französi­ scher Soldaten in die kleine Stadt und ihre nähere Umgebung hinein. Noch nicht einmal15 000 zivilen Einwohnern stehen plötzlich mehr als 37 000 Mann Militär mit mehr als 11 000 Pferden als Besatzung gegenüber. Und die Heerführer und kommandeure sind anspruchsvoll. .lulius Meyer stellt fest, dass 33 Generale, die im ehemaligen Fürstentum Ansbach liegenden Truppen befehligten. Bei einer Durchsicht  im Stadtarchiv Ansbach  (AB-Reihe) fanden  sich folgende Namen  in  Ansbach  einquartierter Generale  im Jahre 1806: Marschall Bernadotte als Armeegeneral  des 1. und 5. Corps –  Mortier (Corpsgeneral 5. Corps) und die Generale BerthierBourcier- Drouet  d’Erlon- Dumoulin- Eblé   – Fre- Lahoussay Lalance  Laplanche- Maison Maridy Nansouty Pacthod- Picard-  Piston- Rivaud Sahuc- St. Germain- Tilly- Vilmain (Schreibung unsicher) – und Werlé (Pacthod und Maison waren Brigadegeneräle in der Divison Rivaud, die unter anderem auch die 8ème befehligten. Im September 1806 befahl Napoleon seinem Marschall eine taktische Umgruppierung nach Norden, worauf sofort das 6. Corps  unter Marschall  Ney aus Schwaben nach rückte und Ansbach als Durchgangsstation benutzte, bis im Oktober der Krieg gegen Preussen begann.

Blicken wir zurück auf den Anfang der Besatzungszeit im Fe­bruar: generalstabsmäßig vorbereitet, erließ Bernadotte am Tag seines Einmarsches (24. 02.) eine zweisprachige Proklamation an die Einwohner UND an seine Truppen, die das ehe mals preussische Territorium bis zur Übergabe an den neuen König von Bayern sichern sollten. Auch in späteren Erlassen und Tagesbefehlen (vgl. Stadt A AN AB 4787) ließ er keinen Zweifel daran, dass er gewillt war, strenge militärische Zucht einzuhalten. Bewohner und Soldaten wussten offiziell, was der Uniformierte an täglicher Verpflegung von seinem Quartiergeber höchstens fordern durfte. Der Herr Marschall … befiehlt, dass der Soldat täglich nur zu fordern hat: 1 Pfund gutes Brot, Pfund Fleisch und Zugemüse und 1 Flasche Bier …

Die am 27. Februar gedruckten 300 Exemplare der Proklama­tion wurden, natürlich‘  auf Kosten der Stadtkasse hergestellt, die aber Befehle nur von preussischer Seite annahm; sie war bereits leer. Die Regierung im Schloß handelte auch nur auf Berliner  Befehle – Bernadotte  handelte  auf Befehl Napoleons und der bayerische König verhandelte um den Übergabetermin mit den Franzosen. Das war die Lage Ende Februar 1806.

Armut – Besäufnisse und das große Fressen

Man darf – den Biographien  über Bernadotte folgend-  an­nehmen,  dass er ein rechtlich  denkender Charakter war,  überlegt handelnd und  nie maßlos  im  Wollen; der zuletzt genannte Charakterzug unterschied  ihn wohl am Meisten  von Napoleon und war ausschlaggebend dafür,  dass  beide  Persönlichkeiten nie völlig vertrauten. Von dem Korsen stammt das Wort: Die Generale müssen im Überfluss leben.  Und dieser Devise  kam  der erste  Stadtkommandant  Ansbachs,General Pacthod hemmungslos  nach.  Julius  Meyer schreibt von den maßlosen Küchenbedürfnissen jenes Generals und seines Stabes; die genannten  Anforderungen  waren täglich fällig ( N achzulesen in AB 4779 und 4822 Stadt A AN ).

30 Pfund Schweinefleisch, 20 Pfund Kalbfleisch,  20 Pfund Ham­melfleisch,  1 Lamm,  1 Gans,  2 Kapaunen,  6  Pfund Fisch,  4  Pfund Speck,  4 Pfund frische Butter,  6 Pfund Schmalz, 40 Eier,  6 Pfund Mundmehl,  1 Flasche Florenzer Beilagen,  I Flasche brauner Essig,   4 Flaschen  Küchenwein, 1/2 Pfund  Pfeffer, 1/2 Pfund Gewürznägelein, 1/2 Pfund Muskat,  1/4 Pfund Zimt, ‚ 2 Pfund Reis,  2 Pfund Zucker, 18 (!) Pfund Salz, 1 Maß Rahm, Zwiebeln, Öl— 50 kleine Weißbrote, 24 Kastenbrote. an Getränken wurde gefordert: 25 Flaschen ordinairer Wein- 12 Flaschen Dessertwein- 4 Flaschen Bordeaux- 4 Flaschen Champagner – 4 Flaschen Burgunder –  1 Flasche Likör  – 1 Flasche Rosoli.

Die Forderung stammt vom 27. Februar 1806, drei Tage nach dem Einmarsch. Verzweifelt  fragt Rat Dörnberg, wer die Requisi­ tionen verlangt habe und von wem sie geliefert werden sollten. Der Stadtkommandant stellt aber zusätzliche Forderungen. Im März 1806 verlangt er vom Stadtmagistrat zusätzlich Ehren­geschenke für sich und seinen Adjutanten, als Beweis städti­scher Dankbarkeit dafür, dass er straffe Manneszucht und Ord­nung halte. Bis zum 8.  März 1806 sind für Küche und Büro Pacthods bereits zusätzlich Kosten in Höhe von 2176 Gulden und 55 1’4 Kreuzern aufgelaufen.

Zu diesem Zeitpunkt hat Bernadotte wichtigere Aufgaben zu erfüllen als gegen das widerliche, nicht nur geldgeile Verhal­ten eines ihm untergeordneten  Generals einzuschreiten. Ansbacher Einwohner scheinen zu Bernadotte das meiste Vertrauen gehabt zu haben. Beschwerden richten sie sofort an ihn. Das stellt die französische Militärregierung aber bald ab. Die Deutschen haben sich zunächst an den Stadtkommandanten zu wenden – und der heißt bis Ende März Pacthod. Dafür, dass sich die Besatzer nicht hemmungslos benehmen, will der Ge­neral 200 Carolins (= 600 Goldgulden) für sich als Geschenk und weitere 75 Carolins für seinen Adjutanten und die ande­ren Büro – Hengste – allein im Monat März zusätzlich!

Kommen wir zurück auf den weiteren Verlauf des Feldzuges von 1806. Die 8ème de Ligne war der 2. Infanteriedivision Rivaud zugeteilt. Die jeweiligen Stärkeangaben des 1. Armeekorps vor und während des Feldzuges gegen Preußen schliessen auf einige Verluste zu. Diese sind beim 1. Armeekorps nicht nur auf die Gefechte wie bei Halle und der Schlacht bei Lübeck zurückzuführen, sondern auch durch die ungeheuren Märsche. Die unterschiedlichen Stärken der Truppenteile sieht man vor allem bei den Infanteriedivisionen Rivaud und Drouet.

Stärkeangabe des 1. Armeekorps  zum 18. Juli 1806, also vor Beginn des Feldzuges gegen Preußen

1. Armeekorps Marschall Bernadotte

1. Infanteriedivision Rivaud

Bestehend aus den Brigaden Pacthod und Maison

1., 2., 3. BataiIlon 8ème Regiment de Ligne (1.990 Mann)

1., 2., 3. Bataillon 45ème Regiment de Ligne (1.822 Mann)

1.,2., 3., Bataillon 54ème Regiment de Ligne (1.837 Mann)

Artillerie

1. Kompanie 8ème Regiment Artillerie à pied

2. Kompanie 3ème Regiment Artillerie à cheval

Detachement vom 2. Trainbataillon

Vier 6 Pfünder,  vier 3 Pfünder und zwei 7 Pfünder

2 . Infanteridivision Drouet

Bestehend aus den Brigaden Frere und Werle

1., 2..3. BataiIlon 27ème Regiment légère (1.967 Mann)

1., 2. 3. Bataillon 94ème Regiment de Ligne (1.911 Mann)

1.,2., 3., Bataillon 95ème Regiment de Ligne (2.206 Mann)

Artillerie

2. Kompanie vom 8ème Regiment Artillerie à pied

3. Kompanie vom 3ème Regiment Artillerie à cheval

Detachement vom 2. Trainbataillon

Acht 6 Pfünder,  sechs 3 Pfünder und zwei Haubitzen

Reservepark

6. Kompanie vom 8ème Regiment Artillerie à pied

Sechs 12 Pfünder

? Kompanie vom 3ème Regiment Artillerie à cheval

Sechs 3 Pfünder

Detachement 2. Trainbataillon

  1. Kompanie vom 1. PontonierBataillon

4. und 8. Kompanie Handwerker

8. Kompanie vom 2. Sappeurbatallion (Pioniere)

Kavalleriedivision Tilly

1., 2., 3. und 4. Eskadron vom 2ème Regiment de Hussards  (620/558)

1., 2., 3. und 4. Eskadron vom 4ème Regiment de Hussards  (730/686)

1., 2., 3. und 4. Eskadron vom 5ème Regiment de Hussards  (673/674)

1., 2., 3. und 4. Eskadron vom 5ème Regiment de Chasseurs à cheval  (604/582)

Die Infanteriedivision Dupont wurde erst später in das Korps eingegliedert.

♦ Aus Nafziger usacac.army.mil/CAC2/CGSC/CARL/nafziger/806GXC.pdf

Eine Marschkolonnne französischer Infanterie im März 1814 während des Frühjahrfeldzuges.

Ordre de bataille des 1. Armeekorps mit den Stärkeangaben für den Winterfeldzug 1806

Marschall Bernadotte, Prince de Monte Corvo

General Berthier, chef d´état-major

  1. Infanteriedivision Dupont     9ème Regiment légère, 32ème und 96ème Regiment de Ligne           4.920 Mann,  8 Geschütze

  2. Infanteriedivision Rivaud      8ème, 44ème und 45ème* Regiment de Ligne                                            4.044 Mann, 10 Geschütze

  3. Infanteriedivision Drouet     27ème Regiment légère, 94ème und 95ème Regiment de Ligne         4.571 Mann, 10 Geschütze 

  Reservepark                                                                                                                                                                                      600 Mann,    6 Geschütze

                                                                                                                                                                                                          14.135 Mann, 34 Geschütze

Leichte Kavallerie

General Tilly 2ème und 4ème Hussards und 5ème Chasseurs à cheval, 9 Eskadronen beim 2. Reservekorps. Tritt erst Mitte Januar 1807 nach dessen Auflösung zum 1. Armeekorps zurück.   

* Ein Bataillon der 45ème ist noch auf Gefangenentransport. 

Die Grenadier- und Voltigeurkompanien von allen Infanterieregimentern sind in Berlin und dienen zur Bildung des Grenadierkorps von Oudinot. 

Das 1. Armeekorps hat 700 Mann Ersatz erhalten. Weitere 952 Mann befinden sich zu diesem Zeitpunkt noch in Stettin.

Aus „Der Krieg von 1806 und 1807“ von Oscar von Lettow-Vorbeck, Dritter Band – Der Feldzug in Polen, Berlin 1893

Aus dem Buch Glorieux Passe D´Un Regiment 8eme Regiment d´Infanterie (1562-1899) Calais 1899 von Capitaine Jeanneney, Seite 336 – 337 ist der Rückmarsch der 8ème de Ligne mit ihren 3 Bataillone mit 2.500 Soldaten von Berlin (14. August bis 26. Oktober 1808) bis nach Saint-Jean-de-Luz an der spanischen Grenze festgehalten. Folgende Dörfer und Städte werden hier genannt:  3. September Potich (Polch) – 4. September Lutzeratt (Lutzerath) – 5. September Witelich (Wittlich) – 6. September Hertzrath (Hetzerath) – 7. September in Treves (Trier) – 8. September Grevenmacheren (Grevenmacher – Luxemburg) – 9. September Luxembourg – 10. September Luxembourg – 11. September Longwy – 12. September Montmedy – 13. September Stenay – 14. September Vouziers – 15. September Rethel – 16. September Reims -17. September Firnes – 18. September Soissons – 19. September Soissons – 20. September Villers-Cotterets – 21. September Dammartin – 22. September Paris. 

Nach der Regimentsgeschichte war der Marsch durch Frankreich ein Triumphzug mit Festen, Banketten, patriotischen Liedern und mit Empfängen. Hierbei überboten sich gegenseitig große Gemeinden und kleinere Gemeinden.  Ab dem 23. September ging es dann weiter über die folgenden Orte: 23. September Veraille, 24. September Rambbouillet, 25.  und 26. September Chartres, 27. September Courville, 28. September Nogent-le-Rotrou, 29 . September La-Ferte-Bernard, 30. September Couerre, 1.Oktober Leman, 2. Oktober Fouille-Tourte, 3. Oktober Lafleche, 4. Oktober Beauge, 5. + 6. Oktober Saumur, 7. Oktober Thouars, 8. Oktober Parthenay, 9. Oktober Saint-Maixent, 10. Oktober Niort, 11. Oktober Beauvoir, 24. Oktober Bayonne, 26. Okterber Saint-Jean-de-Luz.

Zu guter Letzt sei auf die Beschreibung der Marschleistungen der einzelnen Waffengattungen von Heinrich von Brandt* hingewiesen, der Folgendes in seinem Buch „Grundzüge der Taktik der drei Waffen: Infanterie, Kavallerie und Artillerie“ aus dem Jahre 1833 (Wir haben den Originaltext belassen.) festgehalten hat:

„Ein Marsch von fünf Meilen (Eine damalige französische Meile (lieue metrique) betrug rund 4 km) wird von der Infanterie in zehn bis dreizehn Stunden zurückgelegt werden können Ein Marsch dieser Art dürfte drei Stunden Ruhe verlangen. Wie diese eingetheilt werden müssen, hängt zu sehr von der Localität mit ab um von Hause aus darüber zu bestimmen Artillerie und Kavallerie wer den zur Zurücklegung derselben Distanz neun bis zwölf Stunden bedürfen, besonders wenn sie nicht einmarschirt sind. Ueber drei Tage wird ein Marsch dieser Art nicht dauern dürfen ohne nachtheilig auf die Truppen zu wirken.

Ein Marsch von sechs Meilen wird eine Ruhe von drei bis vier Stunden erheischen, die Zeit selbst welche nöthig seyn dürfte um diesen Weg zurück zulegen, wird mit durch Localverhältnisse bestimmt werden.  Sind diese nicht zu ungünstig. so werden für die Infanterie zwölf bis sechzehn und für Kavallerie und Artillerie elf bis dreizehn Stunden erforderlich seyn. Sieben Meilen werden dieselbe Erholungszeit wie Märsche von sechs Meilen verlangen, doch wird deren Zurücklegung im Allgemeinen wohl vier Stunden mehr Zeit erfordern.  Sind die Truppen gemischt und wächst deren Zahl, so treten natürlich auch andere Verhältnisse ein. Durch eine gute Marschdisziplin kann zwar sehr viel zur Beschleunigung der Märsche beigetragen werden, doch wachsen bei größeren Colonnen besonders wenn Parke Bagage etc. hinzukommen, die Zeitdauer der Märsche die Unordnung dabei in einem so abnormen Verhältniß, daß man auch durch die genauesten Calcüls selten ein richtiges Resultat erhalten wird.

Eine Marschzeit von achtzehn Stunden ist so lange die Eintheilung nach Marschtagen beibehalten wird, das Maximum. Ein Marsch von 8 Meilen ist unter günstigen Umständen in achtzehn Stunden auch noch ganz füglich ausführbar und wird unter außerordentlichen Umständen bei militairischen Bewegungen noch immer mit in’s Cal cül gezogen werden können, wenn sonst die Truppen durch vorhergehende Märsche oder Fatiguen nicht gänzlich entkräftet wurden.

Auf künstlich beschleunigten Märschen zu denen man Wagen Schlitten etc benutzen kann wird man zehn Meilen in achtzehn Stunden zurücklegen können. Bei den beschleunigten Märschen dieser Art jedoch welche die Franzosen im Innern des Kaiserreichs auf diese Art machten, haben sie innerhalb vier und zwanzig Stunden nie mehr als acht bis zehn Lieues zurückgelegt. Im Norden werden dergleichen Unternehmungen des besseren Fuhrwerks wegen unbedingt ein besseres Resultat geben. Zu dieser Art von Märschen wird ein gewisses Geschick erfordert das man der Regel nach erst erlangt, wenn es zu spät ist. Das Plaziren der Mannschaften auf Wagen besonders des Nachts, das Empfangen und Abfahren der Fuhrwerke etc verursachen nur zu häufig Zeitverlust und Confusion, die man mitunter auch bei dem besten Willen nicht immer verhindern kann. 

Auf Verlängerung der Märsche wirken folgende Verhältnisse besonders:

Eine schlechte Marschdisziplin.

Der dadurch herbeigeführte Zeitverlust kann nicht richtig  geschätzt werden,  in dem er sich täglich und unter allen Verhältnissen anders offenbaren wird.

Schlechte Wege

Führt der Weg über Berge oder ist man genöthigt viel zu steigen so darf man annehmen daß man selbst bei gutem Wet ter und sonst nicht ungünstigen Terrainverhältnis sen zur Zurücklegung einer Meile wenigstens 10 bis 15 Minuten mehr brauchen wird als eben 174 f angenommen ward Ist der Boden aber aufge weicht gleiten die Soldaten beim Marschiren noch öfters aus ist er vielleicht obenein noch zähe so kann der Zeitverlust schon bei Beginn des Marsches auf das Doppelte der obigen Annahme ange schlagen werden ist der Marsch groß sinken die Soldaten bis an die Knöchel ein wie z B vor der Schlacht von Pultusk 1807 so kann gar kein Calcül Satt finden Im Jahre 1806 brachten die französischen Corps von Ney und Lannes als sie unter solchen Verhältnissen durch Kujawien gin gen auf zwei Meilen gewöhnlich den ganzen Tag zu 3

Ein erschöpfter Grenadier macht nach einem langen Marsch Rast.

Die Stärke der Colonnen

Wir sahen bereits, wie sich dieß bis zu einer Division gestaltet. Soll mehr wie eine Division auf einer Straße marschiren, so geschieht dieß am besten, wenn Intervalle zwischen den Divisionen sind. Diese werden wenn der Feind nicht in der Nähe ist, am zweckmäßigsten der Bequemlichkeit der Marschirenden gemäß geordnet. In Gegenwart des Feindes pflegt man wohl eine Achtel oder wenn es seyn kann, eine Viertel Meile Distanz zwischen den Divisionen zu lassen Der Zeitbedarf für den Marsch der Colonne wächst mit ihrer Größe, wenn sie in einer Colonne marschiren müssen. 30,000 Mann werden ganz abstrahirt von ihrem Troß, ihrem Train etc wenn sie in einer Colonne marschiren ein Drittel mehr Zeit bedürfen, wie eine Division um ein und dieselbe Distanz zu erreichen wenn sie in Sectionen und etwa ein Viertel mehr, wenn sie in Zügen marschiren. Hierbei versteht es sich von selbst, daß sonst keine Localverhältnisse den Marsch verzögern. Für noch größere Truppenmassen muß man die Hälfte oder zwei Drittel der Zeit mehr annehmen als eine Division gebrauchen würde dieselbe Distanz zurückzulegen. Daß durch eine zweckmäßige Marschdisziplin darauf hingewirkt werden muß, überall Ordnung zu erhalten und somit Beschleunigung des Marsches zu bewirken, bedarf wohl keiner Erwähnung. Auch haben wir bereits gesehen, wie viel und wie wenig hierin geleistet werden kann…“

* August Heinrich von Brandt studierte seit 1805 Rechtswissenschaft und wurde 1807 Fähnrich bei einem der neuformierten provisorischen Bataillone, die gegen Napoleon aufgestellt wurden. Er erhielt nach dem Frieden von Tilsit den Abschied, weil seine Heimat dem Herzogtum Warschau einverleibt worden war, das zur französischen Interessensphäre zählte. Deshalb trat er 1808 in das 2. polnische Weichselregiment ein, ging mit nach Spanien und kämpfte dort mit Auszeichnung. Er kannte sich über die französische Armee sehr gut aus. Im Krieg gegen Russland wurde Brandt zum Kapitän-Adjutant-Major befördert. Bei Leipzig wurde er schwer verwundet und fiel in russische Gefangenschaft.

Quelle:

https://books.google.de/books?id=MIJDAAAAcAAJ&pg=PA114&lpg=PA114&dq=Marschzeiten+der+Artillerie+zu+Fu%C3%9F&source=bl&ots=TvIY3wN1IP&sig=1BQmD02i3S96DvDYANrQbUrPtl0&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwiZ16PJhpPVAhVCnBoKHa9jDPEQ6AEIQzAJ#v=onepage&q=Marschzeiten%20der%20Artillerie%20zu%20Fu%C3%9F&f=false

https://de.wikipedia.org/wiki/Heinrich_von_Brandt

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