Wie französisch war die 127ème de Ligne? Eine Bestandsaufnahme.

Die Hansestadt Hamburg wurde im Dezember 1810 von Napoleon in sein Kaiserreich als Departement „Unterelbe“ (32. Militärdivision) einverleibt. Daraufhin wurde das Hamburger Stadtmilitär am 16./17. Februar 1811 von ihrem Eid entbunden. Eine Woche später wurden die ehemaligen Soldaten vom französischen General Barbanegre gemustert. Aus den übernommenen Soldaten (Es waren immerhin noch 409  Mann) wurde am 1. März 1811 die 127ème de Ligne gebildet.      

General Joseph Barbanègre

Um die volle Regimentsstärke zu erreichen, wurden Offiziere und Unteroffiziere aus anderen Regimentern herangezogen wie etwa aus dem Lübecker Stadtmilitär, aus dem 2. Grenadier-Regiment der Alten Garde, aus verschiedenen französischen Regimentern, aus der Hannöverschen Legion, aus einem Schweizer und einem Westfälischen Regiment sowie von den Chasseurs Irlandaise.  Hinzu kamen Rekruten und Freiwillige (von der eherAnzahl gering) aus den Departements Oberems, Elbmündung, Wesermündung und dem Königreich Westfalen. 

Am 24. Juni 1812 begann der verhängnisvolle Feldzug nach Russland. Die 127ème de Ligne war mit 2 Bataillonen daran beteiligt. Im Januar 1813 stieß noch das 3. Bataillon bei Thorn auf die Überreste des 1. und 2. Bataillons.

Zwei völlig erschöpfte Füsiliere der 127ème auf dem Rückzug aus Russland (Nachstellung).

Günter Franke, Mitglied der Reenactorgruppe 127ème de Ligne,  1. Bataillon, 2. Companie, hat sich eine lange Zeit mit den Soldaten des ehemaligen Regiments beschäftigt. Hier spielen auch Herkunft und Alter der Soldaten eine wichtige Rolle.  Herr Franke hat dabei das Regiment wie folgt aufgeteilt: 

1. Regimentsstab, Artilleriekompanie (Regimentsartillerie) und Stammrolle Ärzte

2. 1er Bataillon mit Stab und 6 Kompanien

3. 2ème Bataillon mit Stab und 6 Kompanien

 4. 3ème Bataillon mit Stab und 6 Kompanien

Von dem 1. und 2. Bataillon der 127ème, die am russischen Feldzug teilnahmen, waren am Ende des Rückzuges bei einem Appell nur noch 16 Offiziere und 67 Mannschaften übrig. Mit den Ersatzmannschaften des 3. Bataillons deckte die 127ème, die mittlweile kaum noch aus „Hanseaten“  bestand, den weiteren Rückzug.  Die volle Kampfstärke eines Linienregiments erreichte die 127ème de Ligne trotz Eintreffen neuer Konskribierter jedoch nicht mehr um geschlossen an grossen Schlachten teilzunehmen.   

Das Fahnentuch der 127ème de Ligne. Das Bild stammt aus der damaligen Ausstellung im Armeemuseum Delft (NL). Unser Dank geht an Herrn Günter Franke.

Stattdessen wurden die einzelnen Bataillone zur Verteidigung der Städte in Wittenberg, Würzburg, Kassel und Wesel erfolgreich eingesetzt. Nach der ersten Kapitulation Napoleons wurde die 127ème de Ligne am 20. August 1814 aufgelöst. Nach Befehl des Königs Ludwig XVIII. wurde in der ersten Restauration die Anzahl der Linienregimenter auf 90 reduziert. Die nach der Auflösung  verbliebenen Soldaten der 127ème wurde auf die anderen Regimenter verteilt.      

Nach Rückkehr Napoleons aus seinem Exil auf Elba 1815 wurde das Regiment nicht wieder aufgestellt. Allem Anschein nach nahmen Soldaten der ehemaligen 127er jedoch an der Entscheidungsschlacht bei Waterloo am 18. Juni 1815 teil. Ein Regimentsknopf der 127ème de Ligne wurde nämlich auf dem Schlachtfeld gefunden, was beweist, das die Uniformen trotz der Auflösung des Regimentes noch getragen wurden um Kosten zu sparen.      

Für eventuelle Fragen zur 127ème de Ligne wenden Sie sich bitte direkt an Herrn Günter Franke

Quellenverzeichnis:

Zur Geschichte des 127. Französischen  Linien-Infanterie-Regimentes von Friedrich Schmidt ca. 1955 (5)

Die Hamburger 1812 im russischen Feldzuge von Dr. Arthur Obst 1912 (6)

Martinien Tableau, Verlustliste der verwundeten und gefallenen Offiziere  1805-1815 unter Napoleon I von A. Martinien 1890 (7)

Unterm Freiheitsbaum und Oranjefahne, daraus die Erlebnisse des Melchior van Hoek als Offizier im 127ème de Ligne von L.A.F. Barjesteh van Waalwijk van Doorn  und F.J. Van Rooijen Rotterdarnm  1995 (8)

Diverse Einzelblattsammlungen und Detailangaben von Sammlern z.B. aus Napoleon Online, auch unseres Mitgliedes des Reenactor Regimentes Erny van Wijk, die einige Namen auf der Website von St. Helene Medaille fand (9)

Ablichtungen von Registern aus den Archiven in Stade und Buxtehude von Henrik Schaper (10)

Mitteilungen 47 aus Hamburger Arbeitskreis für Regionalgeschichte, hier Lauenburgische Soldaten in Napoleons Armee- Neue Aspekte zur Geschichte des 127. Linienregimentes 2007 von Carsten M. Walczok (11)

Die Vermisstenlisten, erstellt von Leutnant Meyer (im hannoverschen Landwehr Bat.) im Auftrag des hannoverschen Cabinets Ministerium , Brief ausgestellt und unterschrieben von von der Decken in den Jahren 1817 und 1819 Liste I-IV

Liste I mit 1058 Individuen (1)

Liste II mit 906 Individuen (2)

Liste 111 mit  I 040 Individuen (3)

Liste VI mit 215 Individuen         (4)

Historique du 127ème Regiment d ‚ Infanterie, Valenciennes (Schloss Valenciennes franz. Militärarchiv)  1894 Valenciennes- lmprimerie Seulin et Deiion, ein Buch gefunden bei Google durch H. Schaper aus der Harvard University Library mit dem Datumseintrag  1926. (12)

  • Liste Sublemantaire des Martinien Tableau geschrieben im Jahre 1909 als Ergänzungsband mit

Verbesserungen zum Hauptband (13)

  • Ordre de Battaille l812 Christopfe Blinchon, Lille ISBN NR 978-2-9553915-0-1 , Bok Edition

Comne 113 Rue Pathelemy 59021 Lille, France (hier eine Ordre der 127ème ca. Mai 1812) ( 14)

Zurück

 

 

 

 

 

 

 

 

 

8ème Régiment de Ligne – Toujours en avant! (Immer vorwärts!)